Lexikon Reichelsheim (Odenwald)

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  Parkplatz Bismarckstraße

Parkplatz Bstr 27 4 k
Parkplatz in der Bismarckstraße
unterhalb der Kirchenmauer,
rechts die Polizeistation
Foto: Wolfgang A. W. Kalbelah, 2023

In der Bis­marck­straße zwi­schen den Häu­sern mit den Num­mern 25 und 33 fin­den die Auto­fahrer einen klei­nen Park­platz unterhalb der Kirchenmauer, dort, wo die Erinnerungstafel für die einstigen jüdischen Bewohner der Gemeinde angebracht ist. Von diesem Parkplatz aus führt eine Treppe an der Giebelseite des Kirchenschiffs der Michaelskirche durch den romanischen Torbogen zum Kirchhof hinauf. Die Treppe war einst im unteren Teil viel schmaler und lehnte sich an die rechte Seite von Haus 33 an. Auf dem heute als Parkplatz genutzten freien Platz standen bis in die 1960er-Jahre zwei Häuser, wobei die Anwesen 29 und 31 ein Doppelhaus bildeten.

Parkplatz Bstr 27 3 k
Bismarckstraße 27
von Südwesten gesehen
mit dem tieferliegenden
Geschäft um 1960,
links das heutige
Modegeschäft
Erdbrink
Foto: RRO-FAR-1-02-088

Für die­ses Dop­pel­haus, in der Ge­mein­de „Recha“ ge­nannt, ist über­liefert, dass es ein zwei­stöckiges Wohn­haus mit Back­ofen bil­dete, das später geteilt wurde. 1837 hatten die Bewohner eine jährliche Naturalabgabe von einem halben Huhn zu leisten. Aus dem Brandkataster der Gemeinde geht ein häufiger Besitzerwechsel hervor, von Jacob Jöckel über Georg Kling (1832), Lösermann David (1837) und viele weitere. Ende der 1950er-Jahre wurde das Gebäude abgetragen.

 

Parkplatz Bstr 27 1 k
Bismarckstraße 27 von Norden gesehen
im Jahr 1962, vorn links der Platz, auf
dem das Anwesen 29/31 stand, rechts
die Bierhalle des Gasthauses
"Zum Adler", heute Polizei
Foto: GAR

Das Nach­bar­anwe­sen Num­mer 27, als „Schuh­trei­sche“ be­zeich­net, ist im Brand­­kataster als zwei­stöcki­ges Wohn­haus mit Keller und Stall erwähnt mit den Naturalabgaben von einem halben Huhn sowie einem Simmer (32 Liter) und einem dreiviertel Gscheid (1,5 Liter) Hafer. Eine Treppe an der linken Außenseite führte in das erste Obergeschoss. Als Besitzer ist zunächst der Metzger und Krämer Carl Wilhelm Nagel (* 23.01.1787 Reichelsheim, † 23.02.1854 Reichelsheim) genannt, dem 1840 Adam Hartmann folgte sowie 1878 Johann Peter Hofmann. In dem etwas unterhalb des Straßenniveaus liegenden Erdgeschoss war ein Laden eingerichtet, in dem später der Kaufmann Peter Treusch II. (* 02.12.1850 Pfaffen-Beerfurth, † 18.07.1939 Reichelsheim) Schuhe verkaufte.

Danach übernahm Georg Werner II. (* 1902, † 1969) das Ladengeschäft und verkaufte darin Lebensmittel, bevor er in die Bismarckstraße 5 (heute „Strick & Teestube“) umzog. 1952 richteten Hans und Annl Schubert in der Bismarckstraße 27 ihr legendäres „Café Bück-dich“ ein, so genannt, weil der Eingang und die Räume so niedrig waren. Klein aber oho, wurde es gerne von der Reichelsheimer Bevölkerung angenommen. 1957 erwarben die Eheleute das Haus an der Ecke von Heidelberger Straße und Bismarckstraße, um darin ihr neues „Café Schubert“ zu eröffnen.

Parkplatz Bstr 27 2 k
Bismarckstraße 27 kurz vor
dem Abriss 1962, links die
Ecke der Kirchentreppe
Foto: GAR

Danach wurde das Haus Nr. 27 baufällig und musste zu Beginn der 1960er-Jahre abgerissen werden.

 

 

 

Literatur:
- Grundbuch der Gemeinde Reichelsheim, GAR XXI K 41-43
- Flurbuch Reichelsheim, GAR XXI K 40
- Brandkataster über die Gebäude der Gemeinde Reichelsheim
- Wolf, Heiner; Familienbuch Reichelsheim 1643-1875, Band 2, GENDI-Verlag Otzberg, 2018, ISBN 978-3-946295-61-7; GAR
  

 

 

Verantwortlicher Autor:
[Kalberlah, Wolfgang A. W.]