Parkplatz Bismarckstraße

unterhalb der Kirchenmauer,
rechts die Polizeistation
Foto: Wolfgang A. W. Kalbelah, 2023
In der Bismarckstraße zwischen den Häusern mit den Nummern 25 und 33 finden die Autofahrer einen kleinen Parkplatz unterhalb der Kirchenmauer, dort, wo die Erinnerungstafel für die einstigen jüdischen Bewohner der Gemeinde angebracht ist. Von diesem Parkplatz aus führt eine Treppe an der Giebelseite des Kirchenschiffs der Michaelskirche durch den romanischen Torbogen zum Kirchhof hinauf. Die Treppe war einst im unteren Teil viel schmaler und lehnte sich an die rechte Seite von Haus 33 an. Auf dem heute als Parkplatz genutzten freien Platz standen bis in die 1960er-Jahre zwei Häuser, wobei die Anwesen 29 und 31 ein Doppelhaus bildeten.

von Südwesten gesehen
mit dem tieferliegenden
Geschäft um 1960,
links das heutige
Modegeschäft
Erdbrink
Foto: RRO-FAR-1-02-088
Für dieses Doppelhaus, in der Gemeinde „Recha“ genannt, ist überliefert, dass es ein zweistöckiges Wohnhaus mit Backofen bildete, das später geteilt wurde. 1837 hatten die Bewohner eine jährliche Naturalabgabe von einem halben Huhn zu leisten. Aus dem Brandkataster der Gemeinde geht ein häufiger Besitzerwechsel hervor, von Jacob Jöckel über Georg Kling (1832), Lösermann David (1837) und viele weitere. Ende der 1950er-Jahre wurde das Gebäude abgetragen.

im Jahr 1962, vorn links der Platz, auf
dem das Anwesen 29/31 stand, rechts
die Bierhalle des Gasthauses
"Zum Adler", heute Polizei
Foto: GAR
Das Nachbaranwesen Nummer 27, als „Schuhtreische“ bezeichnet, ist im Brandkataster als zweistöckiges Wohnhaus mit Keller und Stall erwähnt mit den Naturalabgaben von einem halben Huhn sowie einem Simmer (32 Liter) und einem dreiviertel Gscheid (1,5 Liter) Hafer. Eine Treppe an der linken Außenseite führte in das erste Obergeschoss. Als Besitzer ist zunächst der Metzger und Krämer Carl Wilhelm Nagel (* 23.01.1787 Reichelsheim, † 23.02.1854 Reichelsheim) genannt, dem 1840 Adam Hartmann folgte sowie 1878 Johann Peter Hofmann. In dem etwas unterhalb des Straßenniveaus liegenden Erdgeschoss war ein Laden eingerichtet, in dem später der Kaufmann Peter Treusch II. (* 02.12.1850 Pfaffen-Beerfurth, † 18.07.1939 Reichelsheim) Schuhe verkaufte.
Danach übernahm Georg Werner II. (* 1902, † 1969) das Ladengeschäft und verkaufte darin Lebensmittel, bevor er in die Bismarckstraße 5 (heute „Strick & Teestube“) umzog. 1952 richteten Hans und Annl Schubert in der Bismarckstraße 27 ihr legendäres „Café Bück-dich“ ein, so genannt, weil der Eingang und die Räume so niedrig waren. Klein aber oho, wurde es gerne von der Reichelsheimer Bevölkerung angenommen. 1957 erwarben die Eheleute das Haus an der Ecke von Heidelberger Straße und Bismarckstraße, um darin ihr neues „Café Schubert“ zu eröffnen.

dem Abriss 1962, links die
Ecke der Kirchentreppe
Foto: GAR
Danach wurde das Haus Nr. 27 baufällig und musste zu Beginn der 1960er-Jahre abgerissen werden.
Literatur:
- Grundbuch der Gemeinde Reichelsheim, GAR XXI K 41-43
- Flurbuch Reichelsheim, GAR XXI K 40
- Brandkataster über die Gebäude der Gemeinde Reichelsheim
- Wolf, Heiner; Familienbuch Reichelsheim 1643-1875, Band 2, GENDI-Verlag Otzberg, 2018, ISBN 978-3-946295-61-7; GAR
Verantwortlicher Autor:
[Kalberlah, Wolfgang A. W.]