Lexikon Reichelsheim (Odenwald)

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  Mode-Erdbrink 

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Foto: Rudolf Erdbrink, 2023


Mode‑Erdbrink hat sein Sorti­ment auf modi­sche Damen- und Herren­bekleidung spezialisiert. Das Geschäft ist für seine gute Auswahl an Damen- und Herrenjeans bekannt, sowie für aktuelle Mode bei T-Shirts, Blusen, Pullover und Hemden. Zu moderaten Preisen werden die neuesten Modetrends geführt. Die Marken garantieren eine vielfältige Auswahl in höchster Qualität und guter Passform.

Das Modegeschäft ist wie folgt zu erreichen:
Bismarckstraße 32
Telefon 06164 2287
Fax 06164 5669
Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

www.mode-erdbrink.de externSW

Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 9:30 bis 12:00 Uhr und von 14:30 bis 18:00 Uhr, Sa. von 9:30 bis 12:30 Uhr, mittwochs geschlossen


Ursprünglich handelte es sich um eine ganze Hofreite mit den Hausnummern 32 und 34, die etwa um 1670/80 erbaut worden sein muss. Die Gravur in einem Sandsteinsturz, der beim Umbau des Wohnhauses Nr. 34 gefunden wurde, deutet darauf hin. Johann Philipp Werner II (* 01.09.1789 Reichelsheim, † 06.03.1873 Reichelsheim) zog in die Hofreite ein, nachdem er 1816 Maria Elisabetha Blumenschein (* 30.03.1793 Reichelsheim,  06.03.1865 Reichelsheim), die Tochter des Besitzers geheiratet hatte. Danach wurde das Anwesen umgebaut und geteilt. Die Bismarckstraße 32 war seit 1829 im Besitz der Familie Werner, die das Krämerhandwerk bereits seit ungefähr 1745 in Reichelsheim ab dem Familienmitglied Johann Georg Adam Werner  (* 19.01.1722 Ober-Kainsbach,  06.03.1796 Reichelsheim) betrieb. Johann Philipp Werner III. (* 07.02.1820 Reichelsheim,  25.03.1882 Reichelsheim) ist im Gewerbebuch der Gemeinde als Eisenhändler im Kleinen, Specerei- und Kurzwarenkrämer, Oelhändler im Kleinen, Seilerhändler, Spielkartenkrämer, Samenhändler im Kleinen und Farbwarenhändler eingetragen und 1847 als Besitzer des Hauses in der Bismarckstraße 32 genannt. Sohn Wilhelm Werner (* 28.10.1850 Reichelsheim,  07.07.1917 Heidelberg) taucht 1878 als Besitzer des zweistöckigen Wohnhauses mit Scheuer, Stall, zweistöckigem Barn. Schweineställen, Remise und Gesittboden sowie Küche mit Wohnung in den amtlichen Unterlagen auf. Am 5. Mai 1883 ließ er das Geschäft als Gemischtwarenhandlung ins Handelsregister eintragen. Im Laden waren auf der einen Seite die Kolonialwaren und auf der anderen Seite die Manufakturwaren untergebracht. Unter anderem gab es Scheren, Messer, Bürsten und dergleichen, aber auch Brillen, Maulorgeln (Mundharmonikas) und Bilder. Eine Pumpe hinter der Theke beförderte Petroleum aus dem Keller zum Verkauf nach oben. Da die Hemden früher alle ohne Kragen waren, gab es schöne Kragen im Angebot. Und da die Frauen anstelle eines Mantels zu dieser Zeit Tücher trugen, die warm hielten, lagen solche aus feinster Kaschmirwolle zum Verkauf bereit. Überhaupt wurden früher fast nur Stoffe gekauft, woraus Hemden, Schürzen, Kleider und auch Bettwäsche selbst genäht wurden. Um Geld zu sparen, kaufte man immer einen halben Meter mehr, so dass kaputte Sachen wieder geflickt werden konnten, anstatt etwas Neues zu kaufen. Die Kunden kamen oft von weit her zu Fuß und hatten dann die Möglichkeit, sich im Zimmer hinter dem Laden zu wärmen. Wilhelm Werners Frau Katharina, geb. Walter, bot Kaffee und Kuchen an und so hatten sie sich von dem langen Fußmarsch schnell erholt. Dieses Zimmer wurde in der Weihnachtszeit ausgeräumt, um die Spielwaren, die auch zum Verkaufssortiment gehörten, darin zu dekorieren, worüber sich die Kinder des Ortes besonders freuten.
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Aufnahme um 1930
Foto: Rudolf Erdbrink

Später wurde der Laden tiefergelegt und die Schaufenster in ihrer heutigen Form eingebaut. 1924 übernahm die nächste Generation mit Philipp Wilhelm Werner (* 01.03.1880 Reichelsheim,  1952 Reichelsheim) das Geschäft, ließ das hintere Zimmer ebenfalls tieferlegen, um die Ladenfläche zu vergrößern und nannte es „Kaufhaus Werner“. Da er jedoch mehr Freude an der Landwirtschaft hatte und die über ganz Hessen hinaus bekannte „Baumschule Werner“ gründete, führte seine Tochter Marie (* 1908 Reichelsheim,  1992 Reichelsheim) das Geschäft in der Bismarckstraße weiter. Sie heiratete 1947 Hermann Erdbrink (* 1899 Osnabrück, + 1977 Reichelsheim) aus Osnabrück und beide übernahmen das Kaufhaus. Lebensmittel gab es jetzt nicht mehr, dafür ausschließlich ein sehr umfangreiches Sortiment mit Textilien aller Art über Stoffe, Bettwäsche, Unterwäsche, Gardinen, Kurzwaren, Wolle, Hemden, Kleider usw.

Von 1979 an führte Sohn Rudolf Erdbrink das Geschäft weiter und modernisierte es zeitgemäß unter dem neuen Namen „Mode-Erdbrink“. Im Jahr 2011 übergab er es an seine Frau Heike.

 

 

 

 

 

Literatur:
- Grundbuch der Gemeinde Reichelsheim, GAR XXI K 41-43
- Flurbuch Reichelsheim, GAR XXI K 40
- Brandkataster über die Gebäude der Gemeinde Reichelsheim
- Erdbrink, Rudolf; Unsere Kaufmannsfamilie im Wandel der Zeit, Eigenverlag, Reichelsheim 2020, GAR
- Wolf, Heiner; Familienbuch Reichelsheim 1643-1875, Band 2, GENDI-Verlag Otzberg, 2018, ISBN 978-3-946295-61-7; GAR

 

Verantwortlicher Autor:
[Erdbrink, Rudolf]