Mühlgasse

Mühlviertel mit dem Hirtenhaus (links)
um 1950
Foto: Archiv RRO-FAR-1-03-008 RE
Die Mühlgasse gehört zu den ältesten Teilen des Ortskerns von Reichelsheims. Hier wird bereits 1503 ein Müllersviertel („Mühlviertel“) erwähnt. Eine Quelle nahe dem höchsten Punkt der Gasse trieb das Mühlrad an. Das so genannte Mühlhaus befand sich linker Hand des Weges, wenn man aus der Laudenauer Straße kommend einbog. Sie gehörte zum Gut der Familie Jost und trug mit diesem die Nummern 11 und 22. Die Mühle selbst war am 17. Juli 1615 von Alexander Nagel an den Erbacher Graf Friedrich Magnus verkauft worden. 1616 wird die Mühle dann als „Arras’sche Mühle“ genannt. Im Laufe des 30-jährigen Krieges wurde das „Mühlviertel“ menschenleer und es ist nicht eindeutig nachvollziehbar, ob die Mühle danach wieder betrieben wurde. Gewisse Anzeichen sprechen dafür, sind jedoch nicht eindeutig belegbar.
Später stand im Bereich der Mühle das Hirtenhaus, das in den 1970er-Jahren neueren Bauten gewichen ist.

hinten quer stehenden Haus,
das heute nicht mehr existiert,
um 1950
Foto: Archiv RRO-FAR-1-03-005 RE
Die Mühlgasse war in ihrem unteren Teil zur Bismarckstraße hin ein Handwerkerzentrum Reichelsheims. Dort fanden sich um 1925 linksseitig der Spengler Nicklas (an der Ecke zur Bismarckstraße), der Schlosser Volk, der Kappemacher Hofmann (?), ein Schreiner, der Glaser Peter Dingeldein und ein Schuster. Rechtsseitig hatten sich dort angesiedelt: die Familie Dingeldein (genannt Vattersch; der Name kommt von der Tochter, die nicht Vater sondern Vatersch sagte; an der Ecke zur Bismarckstraße), der Schneider Spalt und der Hertel-Schmied.
Kommt man heute von der Bismarckstraße her und geht nicht scharf rechts hoch in Richtung Mühlviertel, sondern gerade aus, erreicht man unterhalb der früheren Rehaklinik Göttmann die Stockwiesen. Dies war in der Vergangenheit nicht möglich, da ein Haus an dieser Stelle der Mühlgasse stand. Nur durch das Hoftor gelang es, in den Bereich hinter der Mühlgasse zu kommen.
Literatur:
Erika Hörr im Schnellerts-Bericht 1998, S. 74, GAR, RRO
Verantwortlicher Autor:
[Kalberlah, Wolfgang A. W.]