Lexikon Reichelsheim (Odenwald)

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  Kioskbetriebe

Kiosk 1 k
Kiosk Dingeldein an der
Reichenberg-Schule
am 09.04.1961
Foto: Dingeldein

Süßigkeiten, Zeitungen, Zeitschriften, Getränke und Tabakwaren einfach mal im Vorbeigehen mitnehmen oder gar einen kleinen Plausch halten, ist das Ziel der Kioskbetriebe in Städten und Gemeinden. Waren sie früher eine Institution, ist ihre Bedeutung und damit auch ihre Zahl in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, so auch in Reichelsheim. Hier gab es im Laufe der Jahre einige dieser Verkaufsstände bis in die nahe Vergangenheit. Für Schüler war der Kiosk rechts neben der heutigen Reichenberg-Schule eine verlockende Einrichtung. Direkt neben dem Eingang zum Schulhof war er in der Pause schnell erreichbar – jedoch nur theoretisch – denn es war seitens der Schule verboten, dort schnell mal etwas zu erwerben und nur die Ablenkung der Aufsicht führenden Lehrkraft machte es trotzdem möglich. Ein weiterer Kiosk befand sich ab 1966 im Hausd Daab in der Darmstädter Straße 45 an der Ecke zur kurzen und steilen Verbindung zur Bahnhofstraße gegenüber der Einmündung zum Heistepfädchen. Auch in der Darmstädter Straße 14, an der Ecke zur Konrad-Adenauer-Allee und in der Heidelberger Straße 46 waren solche Verkaufseinrichtungen zu finden.

Kiosk 2 k
Kiosk Darmstädter Straße 14
am 31.03.2010
Foto: Wolfgang A. W. Kalberlah

Der wohl bekannteste Kiosk seiner Art wurde 1951 auf einem rund 2 auf 4,5 Meter großen Platz in der Darmstädter Straße zwischen den Häusern 7 und 9 errichtet. Der aus Holz entstandene Verkaufsraum wurde von Schreiner und Besitzer Georg Flath (* 06.02.1912 Brensbach, † 18.01.1997 Klein-Gumpen) zunächst in der Reichenberger Straße 15 (Säimiggelsborn) zusammengebaut und von dort mit Traktor und Anhänger zu seinem Platz gefahren. Zwei Schaufenster boten Flath die Möglichkeit, seine Waren auszustellen und zwischen beiden fand deren Verkauf statt. Über die kleine Theke wechselten nicht nur Geld und Gegenstände ihren Besitzer, sondern ebenso viele Neuigkeiten aus dem Ortsgeschehen. Die Kinder konnten sich aus den seitlich aufgehängten Automaten ihre Bonbons und Kaugummis ziehen oder Schöller- und Langnese-Eis erwerben.

Kiosk 3 k
Der Kiosk von Georg Flath um 1958
Foto: Werner Flath

Und wer sich für weitere Angebote interessierte, fand rechts oberhalb des Abfallkorbs eine Vitrine, in der unter anderem Fabrikate der Erbacher Firma Koziol ausgestellt waren. Im Winter rauchte das aus dem Dach hervorschauende Ofenrohr. War der Eingang zunächst auf der linken Schmalseite, so suchte man ihn später vergeblich. Er befand sich dann auf der rechten Schmalseite des kleinen Holzhäuschens. Sie grenzte direkt an die Mauer zum Hof des Nachbaranwesens – der Gaststätte „Zur Traube“  und dorthindurch hatte man eine Tür gebrochen, sodass Georg Flath täglich über diesen Hof sein kleines Reich betreten konnte. Zum Feierabend klappte er die hölzernen Läden, die tagsüber als Sonnen- und Regenschutz gedient hatten, vor die Fenster herunter.

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Dieter Müller vor seinem Kiosk
Foto: Archiv RRO-FAR-1-12-089 RE

So betrieb er seinen Kiosk bis 1969, um ihn danach an Dieter Müller zu vermieten und später zu verkaufen. Heute erinnert der leere Platz nur jene Menschen an die Zeit von Georg Flath, die ihn als Kioskbesitzer erlebten oder wissen, dass er auch das Reichelsheimer DRK-Sanitätsauto fuhr und mit ihm zahlreiche Einwohner in die umliegenden Krankenhäuser beförderte.

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Der Platz, auf dem Georg Flath und Dieter
Müller ihren Kiosk betrieben
am 05.06.2021
Foto: Wolfgang A. W. Kalberlah

 

 

 

 

 

 

 

 

Verantwortlicher Autor:
[Kalberlah, Wolfgang A. W.]