Lexikon Reichelsheim (Odenwald)

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  Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel

Am 14. Februar 1776 wurde Christian Gottfried Daniel Nees morgens um 7 Uhr auf Schloss Reichenberg bei Reichelsheim geboren und am Tag darauf getauft. Seine Eltern sind Johann Conrad Nees, Hochgräflich Erbachischer Rentmeister auf dem Reichenberg und Friederike Dorothea Catharina, geborene Esenbeck, aus Giebelstadt im Freyherrlich von Zobelischen Gebiet. Später berichtete er:  „Soweit meine Erinnerung zurückreicht, finde ich mich auf einem einsamen Bergschlosse in den Gebirgen des Odenwaldes, unter der Aufsicht zärtlicher Eltern, die aber von der ängstlichen Regelmäßigkeit der späteren Pädagogik keine Ahnung hatten, mir selbst und den Einflüssen der Natur überlassen.“ Vom Vater berichtete Nees, dass dieser Baumpflanzungen und ökonomische Gartenanlagen um die Schlossruine Reichenberg „mit jährlich steigender Gartenlust“ immer mehr erweitert und dadurch der Kindheit des Sohnes die ersten Bilder gegeben habe. Mit 14 Jahren begann für den jungen Nees der Unterricht bei einem geschickten Hauslehrer, so dass er 1792 in das Gymnasium zu Darmstadt eintreten konnte, wo vor allem der botanische Unterricht nachhaltige Eindrücke vermittelte und ihm „die Naturkunde, aus dem innern Leben des Gemüths hervortretend, Gegenstand der Erkenntniß wurde.“

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Foto: Archiv Horst Wendel

Weitere Stationen seines Lebens:

1796–1799: Studium der Medizin, Naturwissenschaften und Philosophie in Jena

1800: Promotion als Arzt und Praktizieren in Frankfurt am Main und Erbach

19. August 1802: Heirat mit Wilhelmine von Ditfurth († 22.09.1803)

5. März 1804: Heirat mit Jacobine Elisabeth von Mettingh (5 Kinder)

3. Mai 1816: Aufnahme in die Kaiserlich-Leopoldinisch-Carolinische Gesellschaft der Naturforscher (Leopoldina)

1817: Professor der Botanik in Erlangen

8. August 1818: Präsident der Leopoldina

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Gedenktafel
auf Schloss Reichenberg
Foto: Wolfgang A. W. Kalberlah, 2017

13. Oktober 1818: Berufung an die Uni-Neugründung nach Bonn

1818–1830: Direktor des Botanischen Gartens in Bonn

März 1819: Erstes Treffen mit Goethe in Weimar

5. April 1823: Brief an Goethe mit Mitteilung der Benennung einer Pflanzengattung nach diesem: Die Arten Goethea semperfloris und Goethea cauliflora

Anfang 1830: Übersiedlung nach Breslau mit Ehefrau des Kollegen Hüllmann, Tausch der Professur mit Treviranus

23. August 1848: Präsident des Arbeiterkongresses in Berlin

Januar 1849: Wegen „gefährlicher sozialer Bestrebungen“ aus Berlin ausgewiesen

31. Januar 1851: Unter Bewilligung der Hälfte seines Gehaltes vom Dienst suspendiert und Disziplinarverfahren eröffnet

13. März 1852: als Professor ohne Pension entlassen

16. März 1858: gestorben in Breslau als Präsident der Leopoldina

Seine letzte Fahrt aus seiner ärmlichen Dachwohnung am Vormittag des 19. März 1858 am Lehmdamm in Breslau zum Friedhof der christkatholischen Gemeinde gestaltete sich zu einer großartigen anerkennenden Kundgebung. Zahlreiche Studenten gingen dem Sarg voraus, der mit den Wappenschildern der Akademie behängt und reich mit Blumen geschmückt war. Tausende der verschiedensten Stände, besonders viele Arbeiter, folgten, und auf dem dreiviertel Meilen langen Wege bis zum Friedhof hatte, trotz strömenden Regens und heftigen Sturmes, eine teilnehmende Menge ein ununterbrochenes Spalier gebildet.

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Gedenkstein auf dem
Rathausplatz
Foto: Wolfgang A. W. Kalberlah,
2018

Gedenkfeier:

Zum 150. Jahrestag der Geburt von Nees von Esenbeck fand im Siefertschen Kur- und Erholungsheim am 14. Februar 1926 auf Schloss Reichenberg eine von Odenwäldern veranlasste Gedenkfeier statt.

Gedenkstein:

Am 16. März 2008 setzte die Gemeinde Reichelsheim Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck auf dem Rathausplatz vor dem Regionalmuseum einen Gedenkstein zu seinem 150. Todestag. Namhafte Wissenschaftler Deutschlands und Polens erinnerten dabei an die großen Lebensleistungen des Professors der Botanik, Gründers und Direktors des Botanischen Gartens in Bonn sowie des Präsidenten der Leopoldina.

Anmerkung:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e. V. – Nationale Akademie der Wissenschaften, kurz auch (Academia) Leopoldina, ist die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum und die älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt. Sie wurde 1652 in Schweinfurt gegründet und später nach Kaiser Leopold I. benannt. Am 14. Juli 2008 wurde sie zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt.

 

Verantwortlicher Autor:
[Wendel, Horst]