Lexikon Reichelsheim (Odenwald)

  • Titel_21
  • Titel_22
  • Titel_23
  • Titel_24
  • Titel_25
  • Titel_26

  Jüdischer Friedhof

jüdischer Friedhof
Der jüdische Friedhof im Jahr 2018
Foto: Wolfgang A. W. Kalberlah

Erste jüdische Familien wurden nach deren Ver­trei­bung aus Wien im 17. Jahr­hun­dert vom Erbacher Grafen für sein im 30-jährigen Krieg verwüstetes und ausgestorbenes Land angeworben. 1647 ist erstmals ein Jude auf Schloss Reichenberg nachgewiesen. Im Gerichtsbuch des Amtes Reichenberg ist ein Judenkirchhof am Kirchpfad rechter Hand am oberen Krautweg genannt. Er dürfte etwa 1670/75 dort angelegt worden sein, wo heute unterhalb der Gedächtnishütte des Odenwaldklubs ein 2.000 m² großes Grundstück mit einer alten und dicken Hainbuchenhecke eingefasst ist. Der Friedhof wurde um 1800 aufgegeben.

Seckel Löb Wormser, Reichelsheimer Rabbiner von ungefähr 1800 bis 1847, veranlasste, dass die verstorbenen Juden von Reichelsheim, Pfaffen-Beerfurth und Fränkisch-Crumbach während seiner Amtszeit auf dem Michelstädter jüdischen Friedhof beigesetzt wurden, was noch über seinen Tod hinaus bis 1857 praktiziert wurde. Bereits 1856 kaufte der „Israelische Bruderverein Reichelsheim“ ein Gelände „An der Ruh“ und errichtete darauf einen Friedhof für die Verstorbenen aus Reichelsheim. 1859 wurden auch die jüdischen Familien aus Fränkisch-Crumbach und 1860 die aus Pfaffen-Beerfurth in den jüdischen Friedhofsverband aufgenommen. Seit 1906 war die israelitische Religionsgemeinde Eigentümerin des Friedhofs, der 1929/30 erweitert wurde. Die letzte Beisetzung fand 1940 statt.

Heute ist der Friedhof mit rund 220 Gräbern Eigentum des „Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Hessens“ und die Gemeinde Reichelsheim hat seine Betreuung übernommen.

 

Literatur:
Grünewald, Reinhard, Gegen das Vergessen: Juden in Reichelsheim, Suin Buchverlag, Lindenfels, 1998, ISBN 3-921559-26-X, GAR, RRO

 

Verantwortlicher Autor:
[Lode, Gerd]