Landmetzgerei Hörr

Die Landmetzgerei Hörr bietet ein breites Sortiment aus traditionellen Fleisch- und Wurstwaren aus eigener Produktion. Neben Fleisch und Wurst zählen auch Frühstück, heiße Theke, täglich wechselnder Mittagstisch und hausgemachte Feinkostsalate zum Angebot.
Traditionsreiche Rezepturen, handwerkliches Arbeiten und eine hervorragende Beratung sorgen für eine hohe Qualität der Produkte sowie für die Zufriedenheit der Kunden.
Erreichbar ist die Metzgerei wie folgt:
Darmstädter Straße 1
Telefon 06164 1316
Fax 06164 5669
Mail
www.landmetzgerei-hoerr.de
Öffnungszeiten: Seit 7. Juni 2024 geschlossen
Auf einem Acker, dem so genannten „Gärtgen“ (heute Darmstädter Straße 1), erbaute Schuhmachermeister Johann Adam Wendel (* 10.09.1750 Reichelsheim, † 21.05.1832 Reichelsheim) um 1786 sein Haus, das im Grundbuch von damals als Chaussee 170 verzeichnet ist. Es ist daher davon auszugehen, dass in dem Anwesen eine Schuhmacherei eingerichtet war. Schon vor 1829 wurde es geteilt und verfügte über Ställe und einen Backofen, später über ein Schlachthaus und einen Eiskeller. Der Hausanteil Wendel wurde bis 1843 innerhalb der Schuhmacherfamilie vererbt. Dann ist der Schuhmachermeister Johann Georg Seippel (* 21.11.1802 Reichelsheim (Sohn des Johann Philipp Seippel, Herrschaftlicher Fruchtmesser auf Schloss Reichenberg), † 05.03.1867 Reichelsheim) als Besitzer genannt. Ihm folgte um 1851 Johann Adam Walter (* 17.11.1827 Affolterbach, † 11.04.1898 Reichelsheim), der seit 1850 mit Anna Elisabetha Forcht (* 28.03.1832 Reichelsheim, † 22.02.1898 Reichelsheim), der Tochter des Johann Philipp Forcht, verheiratet war und sich in dem Haus als Metzgermeister und Gastwirt sowie Vieh- und Häutehändler niederließ.
Der andere zusätzliche Besitzer war Georg Friedrich Willenbücher (* 01.04.1780 Reichelsheim, † 24.06.1841 Reichelsheim), Bäckermeister sowie „Bier- und Brandweinwirth“. Er stammte aus dem Haus Bismarckstraße 3, dem Wirtshaus „Zu den 3 Erbacher Sternen“ und war der Sohn von Johann Sebastian Willenbücher (Bäckermeister, Freigutsbesitzer und Posthalter aus Reichelsheim) und der Maria Margaretha Bär aus Dietzenbach. Ab 1829 war der oben genannte Metzgermeister und Wirt Johann Philipp Forcht (* 27.03.1787 Reichelsheim, † 20.10.1848 Reichelsheim) Besitzer dieser Haushälfte. Er hatte zunächst von seinem Vater Johann Friedrich Forcht die Metzgerei mit der Wirtschaft „Zum Ochsen“ in der Bismarckstraße 17 übernommen, diese dann verkauft und war in die Darmstädter Straße 1 gezogen, wobei er den Wirtschaftsnamen „Zum Ochsen“ mitnahm. Anfangs war er dort als „Metzger ohne Laden“ und „Straußwirt“ registriert, das heißt, er machte Hausschlachtungen und verkaufte seine Getränke über die Straße. Erst 1840 bekam er eine Konzession als „Schildwirth“, was bedeutete, dass er ein Schild mit dem Namen „Zum Ochsen“ heraushängen durfte und bei ihm Gäste übernachten konnten. Sein oben genannter Schwiegersohn Adam Walter, der bereits die eine Hälfte des Hauses besaß, übernahm spätestens ab 1867 auch die andere Hälfte, womit die beiden Hausteile wieder in einer Hand vereint waren.

Foto: Archiv RRO-FAR-1-12-048
Ihm folgte sein Sohn Georg Peter Walter (* 22.11.1867 Reichelsheim, † 28.05.1950 Reichelsheim), Metzgermeister und Gastwirt. Er war seit 1890 mit Katharina Tritsch (* 18.02.1872 Reichelsheim, † 12.04.1894 Reichelsheim), der Schwester von Philipp Tritsch, Bäckermeister und Wirt in der Heidelberger Str. 12 (Gaststätte „Zum Löwen", später „Café Tritsch“ und Kino) in Reichelsheim verheiratet.
Die Außentreppe des Eingangs „Zum Ochsen", wie sie an vielen Häusern üblich war, wurde im Mai 1957 beseitigt. In den 1960er-Jahren stand im Gastraum ein Fernsehgerät, das viele Gäste anlockte, zum Beispiel wenn an Fastnacht die Mainzer Sitzungen übertragen wurden. Im Jahr 1969 mussten die alte Metzgerei und das Gasthaus einem Neubau weichen, das von der Familie Hubert Hörr, den Nachkommen der Familie Walter, errichtet wurde. Die verkleinerte, nach links verlegte Gaststätte wurde zwischenzeitlich auch als Gemüseläden und bis Anfang 2008 auch als Fahrschule genutzt.
Literatur:
- Grundbuch der Gemeinde Reichelsheim, GAR XXI K 41-43
- Flurbuch Reichelsheim, GAR XXI K 40
- Brandkataster über die Gebäude der Gemeinde Reichelsheim
- Wolf, Heiner; Familienbuch Reichelsheim 1643-1875, Band 2, GENDI-Verlag Otzberg, 2018, ISBN 978-3-946295-61-7; GAR
Verantwortliche Autorin:
[Hörr, Andrea]